Seit einigen Jahren schwirren die Wörter „Smart Metering“ und „intelligente Zähler“ durch die Medien. Ich erinnere mich noch genau, wann ich das erste Mal davon gehört habe: vor vier Jahren, als ich bei ENSO anfing. Gleich in den ersten Tagen wurde ich mit den neuen Zauberwörtern der Zählerbranche vertraut gemacht und habe gespannt zugehört, als die Fachkollegen über die „Neue Welt“ der Zählertechnik sprachen.
Die herkömmlichen schwarzen Kästen mit mechanischem Zählwerk und dem surrenden Geräusch, die jeder von uns mindestens einmal im Jahr besucht hat, um den Zählerstand abzulesen, würde es in Zukunft nicht mehr geben. An ihre Stelle sollen moderne, elektronische Zähler rücken.
Ein Display ersetzt das mechanische Zählwerk und die Drehscheibe. Neben dem aktuellen Verbrauch liefert es weitere Informationen, zum Beispiel über den am Vortag oder im vergangenen Monat. So weiß jeder, wann er wie viel Strom benötigt hat – der Energiebedarf wird transparent. Das regt zum Strom sparen an, was den Geldbeutel entlastet. Aufgrund dieser Zusatzfunktionen kann Smart Metering mit „intelligentem Messen von Energieverbräuchen“ übersetzt werden.
Der neue Zähler macht das jährliche Ablesen des Zählerstandes künftig überflüssig. Denn er ist an ein Kommunikationsnetz angebunden, so dass die Verbrauchsdaten von der Ferne ausgelesen werden können.
Sie stimmen mir sicherlich zu: Die Möglichkeiten der modernen Technik klingen in der Theorie sehr viel versprechend. Doch ich kann Ihnen versichern, die praktische Umsetzung hat es in sich.
Zahlreiche deutsche Energieversorgungsunternehmen haben in den letzten Jahren mit Pilotprojekten wichtige Erfahrungen gesammelt. Seit 2008 testen wir von ENSO in mehreren solcher Projekte unterschiedliche Zähler und Übertragungswege in der Praxis. Während im ersten Projekt die digitalen Daten teilweise über das Stromkabel transportiert wurden, haben wir im zweiten Projekt auf die Funkübertragung gesetzt.
In beiden Fällen nutzten wir das öffentliche Mobilfunknetz. Leider war in einigen Häusern das Mobilfunksignal für die Datenübertragung zu schwach. Das liegt vorrangig an der ungenügenden funktechnischen Erschließung unseres ländlichen Netzgebietes. Nicht alle Kundenanlagen konnten umgerüstet werden.
Die Ergebnisse unserer Pilotprojekte haben mir verdeutlicht, dass die Bedingungen bei den Kunden vor Ort eine entscheidende Rolle spielen. Es kann ein großer Unterschied sein, ob der Zähler im Keller oder im Hausflur hängt oder in welcher Bauweise das Haus errichtet wurde.
Viele Details spielen zusammen und machen Smart Metering zu einem komplexen und teuren System. Für die Anschaffung der moderne Zähler und den Aufbau des Kommunikationsnetzes fallen heute noch hohe Kosten an. Sie schlagen sich derzeit in einem erheblich höheren Messpreis für den Anschlussnutzer nieder. Daher lässt sich der finanzielle Vorteil von „intelligenten Zählern“ für den Kunden zurzeit nur schwer beziffern.
Das novellierte Energiewirtschaftsgesetz von 2011 hat die Anforderungen an Smart Metering weiter konkretisiert. Die Branche wartet noch auf genaue Vorgaben und somit auf klare Marktregeln. Aus diesen Gründen würde ich mich heute noch nicht für einen elektronischen Zähler entscheiden. Ich bin aber gespannt, wie die Reise in die intelligente Zählerzukunft weitergeht.